Geboren wurde ich 1969 als drittes von fünf Kindern, bei unseren liebevollen Eltern Konrad und Elfriede, auf einem Bergbauernhof in Tirol.
Bereits mit 20 Jahren habe ich meinen lieben Mann Daniel kennen gelernt und bin ihm in die Schweiz gefolgt... wo wir auch heute noch mit unseren erwachsenen Kindern leben.
Im Jahr 2007 habe ich dann im Alter von 37 Jahren durch die Krankheit Neurofibromatose mein Gehör verloren, was mein Leben von Grund auf verändert hat.
Durch mein eigenes Schicksal wurde wohl alles, von dem ich bisher dachte, dass es in Zukunft so sein würde, völlig auf den Kopf gestellt...doch dabei wurde mir wieder bewusst, dass alles im Leben seinen Sinn hat, den man oft aber erst viel später erkennen kann. Denn mein äusseres Hören hat sich durch die Gehörlosigkeit in ein Fühlen mit dem Herzen verwandelt.
Seitdem ich mich zurück erinnern kann, habe ich aber immer schon Mitgefühl für alle Lebewesen empfunden, die im Moment gerade in einer "schwierigen" Situation waren, oder die sich auf irgendeine Weise benachteiligt fühlten. Denn Mitgefühl war schon als Kind meine Stärke, doch ich habe es eher als Schwäche angesehen, da ich immer dachte, ich sei zu sanft für diese Welt.
Ich bin jeden Tag von Herzen dankbar meine liebe Familie an meiner Seite zu haben, denn ohne sie wäre mein Leben leer und
ich könnte viele Dinge gar nicht wahrnehmen. Meine Lieben unterstützen mich sehr, indem sie mir helfen, das Leben zu verstehen und mir mit einer Fingersprache das Wichtigste übersetzen, das ich
hören möchte. Es war auch meine Familie, die stets alles dafür getan hat und tut, damit ich lernen konnte mit dem Schicksal Frieden zu finden und das Beste daraus zu machen, statt dagegen zu
kämpfen.
Von Herzen,
Sylvie
Ich möchte euch heute etwas aus meinem Leben erzählen.
Für mich als gehörlose Frau, ist es natürlich nicht immer ganz so einfach,
sich überall im Leben gut zurecht zu finden. Vor allem dann, wenn ich etwas
fragen muss und die Antwort aber nicht hören kann. Doch mir begegnen immer
wieder genau diejenigen Menschen, die mir in meiner Situation weiterhelfen können
und sehr unkompliziert einen Weg finden, um mir das mitzuteilen, was ich wissen muss.
Oft bitte ich fremde Menschen dann einfach, mir auf ihrem Handy ihre Antwort
aufzuschreiben oder wenn nichts zum Schreiben da ist, bitte ich sie einfach, mir mit
grossen Buchstaben ein paar Stichwörter auf meine Hand zu schreiben.
Dann erfasse ich den ganzen Satz schnell und ich bedanke mich sehr herzlich bei diesen Menschen, die
bereit sind, mit mir einen Weg zu finden, damit ich die Auskunft bekomme, die ich brauche.
Es braucht einfach ein wenig mehr Zeit mit mir....
Und da habe ich in letzter Zeit oft darüber nachgedacht, warum manche Menschen trotzdem Angst haben,
mit mir Kontakt aufzunehmen?...und natürlich ist das für mich absolut begreiflich,weil man ja nicht weiss,
wie man sich mit mir unterhalten soll. Mir ginge es vielleicht ja gleich....
Doch dann kam mir ein Vergleich in den Sinn, den ich bis heute nie irgendwo gehört oder gelesen habe...
es kam einfach spontan....
Ich habe mich mit Menschen verglichen, die eine andere Sprache sprechen, eine Fremdsprache ,
die wir nicht verstehen und sie verstehen uns nicht.
Und da fragte ich mich... was ist nun der Unterschied, wenn man einen Menschen trifft, der nichts hören kann,
zwischen einem hörenden Menschen den man trifft, der aber unsere Sprache nicht versteht
und wir verstehen seine nicht?
Worin besteht dann der Unterschied in Sachen Kommunikationsschwierigkeiten?
Ich glaube, dass man dann, wenn man es wirklich will, immer eine Möglichkeit findet, miteinander
zu kommunizieren. Denn auch wenn wir nicht viele Worte finden, die wir voneinander verstehen,so spricht
unser Gesicht doch bei allen Menschen die gleiche Sprache.
Wir verstehen alle, was ein lachendes Gesicht ausdrückt,
Wir verstehen alle, was ein weinendes Gesicht ausdrückt.
Wir verstehen alle, wenn jemand verzweifelt ist und spontan unsere Hilfe braucht.
Wir verstehen alle ohne Worte die Körpersprache des Lebens, weil wir Menschen alle auf die gleiche
Weise funktionieren, egal woher wir kommen, ob wir reich oder arm sind, welche Hautfarbe wir haben,
welche Religion oder welche Sprache wir sprechen
Ich gehe mit offenem Herzen auf alle Menschen zu, die in mein Leben treten und ich bedanke mich bei
allen Menschen, die mir auf meinem Weg schon begegnet sind und noch begegnen werden.
Wenn ihr mich irgendwo seht, habt keine Angst mich anzusprechen, denn es gibt immer eine Möglichkeit,
um ein paar Worte auszutauschen und für eine Umarmung braucht es keine Worte,
sondern nur 2 Arme und das Herz!
In Wertschätzung und Dankbarkeit,
Sylvie
Freiheit im Sein, bedeutet für mich, dass alles jetzt so sein darf, wie es gerade ist, aber es heisst auch, dass sich alles verändern darf.
Freiheit im Sein, ist wie die Maske abzulegen und sich nicht mehr verbiegen zu müssen, um jemandem zu genügen.
Sich selber und andere Menschen im Kreislauf des Lebens zu respektieren und wertzuschätzen, kann uns den eigenen inneren Frieden
zurückbringen und uns die Tür in die Freiheit öffnen.
Wir verurteilen die Situation mit der wir im Moment hadern meistens auch nur deshalb, weil wir den Sinn dahinter noch nicht erkennen können.
"Freiheit im Sein" bedeutet von den Erwartungen frei zu werden, wie das Leben sein müsste, damit wir "glücklich" sind.
Doch das Leben begegnet uns nicht immer nur so, wie wir es gerne hätten, sondern so, wie es unserer Seele auf ihrem Weg in die "Freiheit" im Moment am besten dienen kann.
" Mein Herz reicht dir die Hand "